Der Tag beginnt mit dem Lesen der Weiterleitung einer e-Mail, die mich schon am frühen Morgen traurig macht:
Werner Lämmerhirt ist am 14. Oktober für immer von der Bühne abgetreten. Das Schalentier hat mal wieder unbarmherzig zugeschlagen. Er war ein sehr sympathischer Liedermacher mit unverkennbarer Stimme und eigenem Style in Sachen Fingerpicking, mit dem ich vor ein paar Jahren sogar freundlichen, persönlichen Kontakt hatte, weil ich für meinen Liebsten (heimlich und hinter dessen Rücken) zum 50. Geburtstag die Teilnahme an einem der legendären Lämmerhirtschen Gitarren-Workshops organisierte. Die beiden Konzerte in Kremmen und Berlin, bei denen ich ihn hautnah erleben durfte, werden mir in guter, warmherziger Erinnerung bleiben. Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen beiden Kindern.
Dann bin ich wegen meiner penetrant schmerzenden Schulter auf dem Weg zu Mr. Physio, mache auf dem Smartphone unterwegs im Bus einen falschen Klick und lösche alle, meine noch im Feedreader hängenden, weil ungelesenen Artikel von Euch. Ich bin ein wenig im Rückstand, daher verschwinden – sorry und wie ärgerlich – 225 Beiträge.
Nach Rückkehr aus der Physio“hölle“ – ich weiß, dass alles nur zu meinem besten ist, aber es tut eben leider auch höllisch weh – finde ich im Briefkasten eine Benachrichtigung der DHL. Meine Sendung ist da. Super. Aber wo genau jetzt? Der Bote teilt zwar mit, dass eine Briefsendung ohne Zusatzleistung angekommen sei, auch dass es eine große Sendung ist (die offenbar nicht in den Briefkasten passte) und lässt mich dennoch ratlos zurück. Zum einen kann ich mit dem Hinweis „Regen“ nichts anfangen, zum anderen verrät er nicht, wo er den Großbrief versteckt hat. Kein Kreuz bei Filiale, keines bei Wunschnachbar und außerdem kein Name. Postostern also. Ich werde mich morgen auf die Suche begeben.
Auch die andere Post im Kasten ist wenig erfreulich. Es häufen sich die Absagen zur Teilnahme an der Beisetzung meines Schwiegervaters in der nächsten Woche. Ich lese (und höre) von mannigfaltigen und berechtigten Gründen für ein Fernbleiben, finde aber gleichzeitig, dass er es mehr als verdient hätte, wenn ihn mehr Menschen aus dem Familien- und Freundeskreis auf seinem letzten Weg begleiten würden.
Der beste Eintopfkocher von allen zaubert zum Abendessen eine wunderbare Gemüsesuppe für uns und mir anschließend Robbie Williams „Live at the Royal Albert Hall“ auf den Fernsehbildschirm. Meine Füße wippen zum Swing. Beim Erscheinen alter Aufnahmen des von mir so gemochten Herrn Sinatra zu „It Was a Very Good Year“ habe ich Pipi in den Augen.
Und dennoch, ich glaube, jetzt bin ich mit diesem Tag versöhnt…
Ich habe mir schon gedacht, dass die längere Abwesenheit bei Punkt, Punkt, Punkt etwas mit der Familie zu tun hatte … man hat dann irgendwie doch keine Lust auf den leichten Blödsinn, den manche (z.B. ich) so verzapfen.
Zum Dahinscheiden des Schwiegervaters mein Mitgefühl. Wir müssen halt der Realität ins Auge blicken: Unsere Generation kommt jetzt in der Großelternrolle an – die vor uns dagewesenen machen sich zum Abgang bereit, die nach uns gekommenen haben sich teilweise schon vemehrt. Ich bin seit Samstag das zweite Mal Großtante. Die ältere Nichte hat mich schon im Juli zum ersten Mal in die Groß-Generation befördert, die jüngere Nichte das Ganze nochmal zementiert.
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Liebe Frau Hunne,
das Leben rund um das bitterböse Schalentier tobt hier nun schon ca. seit Jahresbeginn. Ich möchte jetzt nicht ausbreiten, was es mit mir, mir dem Liebsten gemacht hat. Auch nicht, zu welchen Erfahrungen es verholfen hat. Manchmal staune ich selbst, dass es den Blog noch gibt… Andererseits war er ein Draht , ein Anker zur halbwegs unbelasteten Welt. Meine Schulter gibt nun nach, wo es vergleichsweise wenig noch zu schultern gibt. Ja, die Prioritäten mussten andernorts liegen.
Danke für die mitfühlenden Worte.
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Du musst auch nicht ausbreiten – dazu sind Blogs viel zu öffentlich. Viel Kraft noch – Trost habe ich keinen.
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Die Schalentiere sind allgegenwärtig …. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als sie zur Kenntnis zu nehmen
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Der Grund für das Abschied nehmen ist eigentlich egal, oder?
Zurück bleibt eine Lücke.
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Ja …………….
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Es tut mir Leid, dass es dich und euch gleich so massiv erwischt hat.
Die Schulter zeigt dir die Richtung, doch wieder mal ein wenig kürzer zu treten und nun nach dem Tod des Schwiegervaters mal wieder mit den guten Dingen des Lebens zu liebäugeln.
Alles Gute dir und natürlich auch für euch, was den letzten schweren Gang betrifft. Meine Freundin hat ihn morgen vor sich, unser Freund ist kürzlich mit erst 66 auch gestorben. Die Trauerfeier war schon und morgen ist die Urnenbeisetzung. Das uselige Wetter passt 😦 .
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Ich habe insbesondere in den letzten vier Wochen, in denen mein Schwiegerpapa im Hospiz war, so manches wirklich gerne für ihn getan. Leider zeigt mir nun mein „Kadaver“, dass es auch für mich Grenzen gibt.
Die Schulter ist seit geraumer Zeit meine Schwachstelle, wenn der Kopf etwas nicht schultern kann.
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Ach, Frau Tonari, irgendwie geht’s ja immer weiter tröst Mein herzliches Beileid und gute Besserung!
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Danke.
Klar geht es weiter. Muss und wird.
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Ich kenne das sehr gut, wenn der Körper spricht. Es hat bei mir lange gedauert, bis ich ihm zugehört habe. Heute tue ich mich da nicht mehr so schwer. Erinnerst du dich, dass wir bei unserem letzten Treffen genau darüber gesprochen haben?
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Ja, klar erinnere ich mich.
(Ich habe ihn ja auch schon längere Zeit „gehört“, den Körper. Nur leider konnte ich mir das zuhören nicht leisten.)
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Und nun zwingt er dich, ganz rigoros! Gute Besserung!!!
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es tut mir sehr leid zu lesen, wegen deinem Schwiegervater. Ich weiss, dass es ihm letztens ja gar nicht mehr so gut ging. Mein herzliches Beileid fuer euch beide. Deine Schulter zeigt dir halt, dass du noch da bist und dich etwas vernachlaessigt hast. Sie will dir zeigen, dass jetzt deine Prioritaet auf dich zu lenken ist. Alles Liebe von mir aus der Ferne
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Die Schulter zeigt, dass ich mich nicht nur vernachlässigt, sondern ein wenig überfordert habe. Beruflich und privat.
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„Niemals geht man so ganz, irgendwas von mir bleibt hier.“
trude herr ♥
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Herr Lämmerhirt hat wunderbare Musik hinterlassen.
Und der beste Schwiegervater von allen bleibt in unseren Herzen.
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Werner Lämmerhirt habe ich mal live erlebt… lange ist es her. Er hat mal mit Hannes Wader zusammen gespielt.
Bei mir ist es gerade der Nacken, der Schmerzen macht und nix hilft. Für nächste Woche viel Kraft
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Gute Besserung auch dir.
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danke Dir. Der Masseur ist sozusagen in der Anreise 🙂
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Das ist viel auf einmal.
Ich wünsch euch ganz viel Kraft für alles.
Und für nächste Woche besonders..
Und dir extra liebe Britta.
(((( ♥)))) fühlt dich und M. umarmt.
In Gedanken bei euch..
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Danke.
Und ja, es war zu viel, was wir in diesem Jahr alles schultern mussten.
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Schalentiere sind sch**** – es sei denn, sie liegen gekocht auf dem Teller. Das blöde Viech hat mir meine Mutter, meine Schwägerin, den Schwager und in den letzten Jahren drei Freundinnen genommen. Hat bei mir an der Brust geknabbert und bei meinem Liebsten an der Haut – braucht man nicht wirklich!!!!
Und zum Tod von Werner Lämmerhirt muss ich an Hannes Wader denken – „Ich hatte mir noch so viel vorgenommen …“ – passt irgendwie… Und hat er, glaube ich, auch mal mit Lämmerhirt zusammen gesungen.
Ich wünsch dir viel Kraft – und dass deine eingefrorene Schulter bald wieder auftaut (so wie du das schilderst, scheint es eine „frozen shoulder“ zu sein – tut höllisch weh, ich kenn das nur zu gut)!
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Werner Lämmerhirt hat von 1971 bis 1973 mit Hannes Wader auf dessen Tourneen gespielt und auch bei Plattenaufnahmen seine Spuren hinterlassen.
Danke für deine mitfühlenden Worte, auch bezüglich der Schulter.
(Schulter-Arm-Syndrom.)
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