Um es vorweg zu nehmen: Ich habe mich mit dem Buch der israelischen Schriftstellerin Batya Gur (1947 -2005) „So habe ich es mir nicht vorgestellt“ sehr schwer getan.
Es las sich zähflüssig, hatte Längen und „verschreckte“ mit Schachtelsätzen wie diesem:
„Von diesem Platz aus konnte Jo´ela die Fältchen am Arm sehen, oberhalb des Ellenbogens, wo das Fleisch zitterte,, und ganz aus der Nähe den bitteren Duft des Kölnisch Wassers riechen, vermischt mit dem Geruch nach Naphtalin und Äpfeln, und sie konnte das Glitzern der kleinen roten Steine um den rhombenförmigen Brillanten in Tante Friedas Ring betrachten und sich wieder einmal davon überzeugen, daß Tante Frieda recht hatte mit ihrer Behauptung, der Brillant sei echt, nicht wie die Glassteine in den Ringen von kleinen Mädchen, wegen der Art, wie sich das Licht vielfarbig darin brach, wenn Tante Frieda mit der Hand über die Fotos strich und mit halb geschlossenen Augen prüfte, ob Jo´ela auch wirklich ihren Erklärungen lauschte, ob sie, wie es von ihr erwartet wurde, auch die versteckten Abnäher bemerkte, die die Illusion einer großen, hohen Büste bewirkten, oder die Aufschläge an den Taschen, auf die Tante Frieda mit knochiger Hand und blutrotem Fingernagel auf dem braunen Bild hinwies.“ (Taschenbuchausgabe 2/98, S. 185/186)
Ein Satz. Da vergisst man beim Lesen glatt, Luft zu holen. Auf die Dauer ist das anstrengend.
Worum geht es in dem Buch?
Jo´ela ist eine ehrgeizige, perfektionistisch veranlagte Gynäkologin, die in einer Jerusalemer Klinik arbeitet und dort Karriere macht. Sie ist 43 Jahre alt, Mutter dreier Kinder, verheiratet und steht selbstbewusst mitten im Leben.
Die Untersuchung der jungen Tochter ultraorthodoxer Juden und die Diagnose von Gebährunfähigkeit, bringt Jo’elas (heile) Welt ins Schwanken. Als sie dann noch bei einem selbst verschuldeten Verkehrsunfall den Dokumentarfilme Jo’el kennen lernt und sich ihrer Gefühle für ihren Ehemann plötzlich nicht mehr sicher ist, fehlt nur noch der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, um eine Midlife-Krise auszulösen. Dieser Tropfen ist das unkollegiale Verhalten eines vermeintlichen Freundes in der Klinik, das sich wie Verrat anfühlt.
Frustriert zieht sie sich zurück und analysiert ihre Lebenssituation. In einem parallelen Handlungsstrang wird der Leser rückblickend in Jo’elas Kindheit mitgenommen.
Das Auftauchen der Freundin Hila, die in ihrer ständigen Angst vor Krankheiten diverse Quacksalber und esotherische Heiler aufsucht, bringt der Story leider keinen Schwung, aber ausschweifende Beschreibungen verschiedener Behandlungsmethoden. Hila hilft Jo’ela jedoch erfolgreich, mit der Krise umzugehen und einen Neuanfang zu wagen.
Mag es trotz meiner kritischen Sicht dem Buch gegenüber jemand lesen? Ansonsten lasse ich es per Bookcrossing hier auf Lanzarote frei.
(In Daggis Buch-Challenge 2015 ist nun Punkt 53 – ein Buch, das schon mindestens ein Jahr auf meinem SuB liegt- erledigt.)
Danke für das Vorstellen. Freue mich immer, wenn ich neue Anregungen bekomme oder auch Meinungen zu Büchern lesen kann. Liebe Grüße und weiterhin einen entspannten Urlaub, Leonie
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Boah. Thomas Mann Waisenknabe dagegen. Und die von Dir nacherzählte Story reißt es auch nicht. Vielleicht (noch) nicht mein Lebensabschnitt, aber ich dachte eben nur so *gähn*.
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Jessas… nein, gibs weiter. Niemand will das bei so einer Satzstellung freiwillig lesen. Lektorat war anscheinend zu teuer für das Buch.
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Wolltet ihr nicht einen SCHÖNEN Urlaub haben? Und nun: Selbstkasteiung mittels Beschreibung von „Omma ihren Ring“ etc.!?
– Tja, mit Büchern ist es leider wie mit Männern (und Vergleichen): es gibt mehr schlechte als gute. Halten wir uns an die guten. Amen.
Im Ernst: Habt noch ne ganz tolle Zeit dort! 😘🙋
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Ich hab das vor ein paar Jahren gelesen und es hat mir ganz gut gefallen. Allerdings habe ich davor auch mehrere Krimis von Batya Gur gelesen, die mir sehr viel besser gefallen haben, weil sie immer in einem bestimmten Milieu der israelischen Gesellschaft angesiedelt waren (in einem Kibbuz, in einer Musikerfamilie, in einem Psychoanalitikerinstitut, beim Fernsehen ….)
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Das wäre überhaupt nichts für mich. Ich hasse diese Art Sätze.
Liebe Grüße
Sylvia
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Das ist aber echt ein Satz, der nervt. Sooo lang – unmöglich!
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Lass dieses Buch frei – soll es wandern, wohin der Zufall es trägt … 🙄
Euch noch schöne Zeit und gutes Wetter … 😉
Klingt fürchterlich, ich hätte es bestimmt nicht zu Ende gelesen,
denn das hätte mir mit Sicherheit den Urlaub vermiest
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Viel unerwartetes kann im Leben eintreten. Was nach einem recht normalen Werdegang aussieht, ist es auf einmal gar nicht mehr. Neue Wege müssen gefunden werden. Das ist an sich ein recht spannendes Thema. Schade, dass es anscheinend nicht straff genug erzählt wurde. Auf jeden Fall ist es aber doch recht interessant etwas über das Leben in Israel zu erfahren.
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Das war auch mein Gedanke, der sich hinter dem Lesenwollen verbarg.
Leider erfuhr ich über das Leben in Israel nicht wirklich mehr als ich vorher schon wusste.
Ein Blick hinter ungeahnte Kulissen blieb aus.
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Ja, schade.
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Ich finde, dass es durchaus interessant klingt. Wenn du es noch nicht weitergegeben hast, ich würd’s gerne nehmen.
Lieben Gruß
Elke
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Ich habe es heute mittag schon in den Bücherschrank des Hotels gestellt, aber ich flitze gleich mal hin und hoffe, es ist noch nicht entnommen. Dann bringe ich es Dir gerne wieder mit zurück nach Deutschland.
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Du hast Glück, denn ich konnte es aus dem Buchschrank wieder befreien.
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Oh – das freut mich. Dann bin ich schon ganz gespannt.
Lieben Gruß
Elke
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nun ja…. dann kann ich ja meinen 1500seiten-nadas weiter lesen 🙂
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