Wow. Einfach nur: Wow!
Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen in dieses Museum gegangen, von dem alle mir bekannten Stockholmbesucher mit glänzenden Augen berichteten, man müsse es unbedingt gesehen haben. Das Grummeln in der Magengegend entstand zum Glück erst, als ich sah, wie man Busladungen voller Touristen ankarrte und vor dem Gebäude aussetzte. Das kann ja heiter bis super drängelig werden, dachte ich.
Und dann stand ich vor dem Schiff. Es dauerte einen Moment bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Aber dann. Wow. Einfach nur: Wow!
Die Vasa und ihre Geschichte nahmen mich wahrlich gefangen. Man könnte es glatt Ironie nennen, wenn ein für Kriege gebautes Schiff bei ruhiger See auf der Jungfernfahrt nach 1.300 Metern zurückgelegter Wegstrecke mit Pomp und Gloria versinkt. So geschehen am 10. August 1628 im Stockholmer Hafen. Dreihundertdreiunddreißig Jahre später, nämlich 1961 wird das Wrack geborgen, in mühevoller Kleinarbeit 17 Jahre lang prächtig aufbereitet und zu 98 % aus Originalteilen bestehend seit 1990 im Vasamuseet gezeigt.
Über insgesamt 6 Etagen/Ebenen erstreckt sich die Ausstellung. Dabei läuft man quasi immer um das gigantische Schiff herum und kommt so in den Genuss immer wieder neuer, anderer Perspektiven. Wir erfahren etwas über die Einflüsse, denen das Schiff auf dem Meeresgrund ausgesetzt war, über den Erhaltungszustand und wie die Restauration fortgesetzt wird. Die Entdeckung und die Bergung werden ebenso spannend dargestellt wie der eigentliche Bau zwischen 1626 und 1628.
Zwar darf man das Schiff als Besucher nicht betreten, aber man kommt ihm gut nahe, um viele Einzelheiten entdecken zu können. Und man ist weit genug weg, um ihm beschmierende oder ritzende Narrenhände vom Hals, ähm Holz zu halten 😉
Ach ja. Es sind zwar viele Besucher im Museum unterwegs, aber die verliefen sich recht gut. Und außerhalb von geführten Gruppen war es auch nicht drängelig. Klasse. Und wirklich ein Muss in Schwedens Hauptstadt, nicht nur für Fans maritimer Dinge. Man kann viel Zeit verbringen und hat bestimmt immer noch nicht alles gesehen. Wir brauchten knapp 3 Stunden für unsere Entdeckungstour.
(Klick aufs Bild in der Galerie macht die Fotos größer.)
Warum es auf der Jungfernfahrt so spektakulär den Dienst verweigerte wird auch erklärt?
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Ja. Ganz ausführlich sogar.
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Und ICH armes neugieriges Ding muss jetzt googeln?
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Ja, oder hinfahren und selbst gucken 😉
(Ich gebe an dieser Stelle zähneknirschend zu, ich habe das vergessen, in den Beitrag zu schreiben.)
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Ich hab Tante Google gefragt – und sie hat mich an Tante Wiki verwiesen … Der Auftraggeber war schuld … Er wollte, wie immer, eine Goldrandlösung – aber wollte nicht warten und nicht mehr bezahlen … Da wurde das Schiff instabil und schon ein wenig Wind kippte es.
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Es war kein Versagen der Baumeister. Da haben sich etliche blöde Umstände zusammen getan. Der Wind, alle Segel gehisst, die schweren Kanonen und die offenen Kanonenluken, in die Wasser schwappte.
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Nun, der Wikipedia-Artikel gibt dem König durchaus eine größere Mitschuld .. Die Baumeister wurden freigesprochen vor Gericht, weil man wohl einsah, dass sie den Wünschen des Monarchen folgen mussten. Der wollte eine Eier legende Wollmilchsau.
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Hahaha, kenn ich (als Baumeisterin) irgendwie. 😉
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Goldrandlösung zum Ramschlösungspreis ist in Deutschland eine weit verbreitete Einstellung.
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Ich glaube, in Rostock ist sowas auch mal passiert. Spektakuläres Absaufen direkt nach Stapellauf oder so. Muss mal zuhause nachsehen.
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Solange das nicht im Emsland passiert – dann ist nämlich bei Papenburg die Ems dicht, wenn eine AIDA „absäuft“.
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Challenge! Aber im Ernst: Dann würde Meyer vielleicht endlich mal darüber nachdenken, die großen Pötte bei uns in Warnemünde bauen zu lassen und die vergleichsweise lütten Flusskreuzer in Papenburg. Im Sinne der Ems z.B.
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Sehr dafür! Nur die Papenburger würden es hassen – wegen der Arbeitsplätze. Aber ich wundere mich schon länger, warum man die Natur der Wirtschaft anpasst – und nicht einfach die Wirtschaft den natürlichen Gegebenheiten hinterher zieht.
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Ja, die Arbeitsplätze… Heerscharen von Ostdeutschen wurde zugemutet, die Heimat zu verlassen und im Westen Arbeit zu suchen. Aber sag mal im Westen, dass die Schiffe jetzt im Osten gebaut werden, damit die Ems nicht weiter gequält wird. (Ehrlich glaube ich kaum, dass hier mal eben so große Schiffe gebaut werden könnten. Ich mein ja bloß.)
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Ich geb dir völlig RECHT!! Ich hab doch nur gesagt, was die Papenburger sagen. ICH finde es ja auch unmöglich, dass ein Reeder meint, er müsste in die Natur eingreifen dürfen, weil er für seinen Standort zu große Schiffe baut.
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Aufhören mit dem Zähneknirschen, Tonari, ich kann es bis zu mir hören !!!
Habe auch schon mal ’nachgearbeitet‘, wenn ich etwas wirklich Wichtiges (Jahreszahl etc.) vergessen hatte in einem post – nur keine Hemmungen, Frau Nachbarin … 😀
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Es genügt ja eigentlich am Ende des posts der Hinweis auf wikiped*a: Vasa (Schiff) 😉
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Ich habe jetzt Tante Google bemüht, weil ich mal wieder ein wenig wissbegierig war… aber ich hatte mir schon gedacht, dass das Schiff eine Fehlkonstruktion sein musste- sonst wäre es ja nicht gesunken. Genaueres habe ich aber bei meiner doch sehr kurzen Recherche nicht rausfinden können.
Sehr interessanter Blogeintrag und schöne Bilder, liebe Frau Tonari – danke schön! Ich würde auch gerne mal wieder in den Norden fahren. Aber erstmal stehen noch andere Ziele auf unserer Reiseliste. 😉
Ganz liebe Grüße zu Dir,
Kerstin
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Ich hatte Stockholm eigentlich nicht wirklich auf meinem Reiseschirm, aber wir wollten Elke gerne besuchen und das nicht auf die lange Bank schieben. Jetzt bin ich froh, dass wir uns relativ spontan ein verlängertes Wochenende dort gegönnt haben. Die Stadt ist wirklich mehr als Reise Besuch wert.
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Das ist toll! Ich glaube, ich schrieb schon mal, dass wir die Anfänge der Restaurierung 1978 erlebt haben. Aber vor etlichen Wochen gab es im TV mal einen sehr schönen Bericht, der sowohl die Jungfernfahrt samt Katastrophe nachstellte als auch Einblicke in die restaurierte Vasa gewährte. Ich glaube mich zu erinnern, dass die Vasa wegen des Größenwahns des schwedischen Königs sank, der das Schiff mit viel zu vielen Kanonen überfrachten ließ.
Lieben Gruß
Elke (Mainzauber)
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Ich war auch 1978 da. Da war noch nicht mehr zu sehen als ein paar Plastikwannen mit Holzstücken. Toll was daraus geworden ist. Was mich damals besonders beeindruckt hat, waren die Lebensbedingungen für die Matrosen. Lebende Tiere an Bord als Proviant und dazu gabs Dünnbier (das gibt es in Schweden immer noch ;-))
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Zu viele Kanonen und alle Luken offen. Blöd, wenn dann Wasser rein und Schiff Schlagseite bekommt 😉
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Luke, Schlagseite… *LOB* Vielleicht sollte ich Onlinekurse in Maritima geben 😛
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Unbedingt. Das wäre mal ´ne coole Reihe für deinen Blog, oder?
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Ich weiß nicht… ich arbeite lieber nach Bedarf 😉
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Lustige Bilder (Marke Ackerbau) sammeln und daran den Bedarf festmachen. Das müsste passen, denke ich.
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Mit dem Angebot die Nachfrage schüren… wir linken Bazillen 😉
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Spannend! (Ich habe jetzt so gar keine maritimen „Fehler“ entdeckt…)
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Soll ich in ein Update einen für Dich einbauen? 😉
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Liebe Tonari,
was für ein interessanter Museumsbesuch der besonderen Art: Ein ganzes Museum um ein Schiff herumgebaut? Sowas leistet sich nicht jeder! WOW!
Ich habe jetzt alle Kommentare, hin und her über den sparsam/geizigen Bau gelesen und über den unseligen Untergang, aber die vielen bunten Holzfiguren finde ich viel interessanter. Da muss ja die ganze Vorderfront des Schiffes (nennt sich das Bug?) voller Figuren gewesen sein, wo doch üblicherweise immer nur eine Figur ihre Nase in Wind und Meerwasser reckte? Toll finde ich das!
Danke für’s Mitnehmen und sollte ich einmal vor Ort sein, werde ich es mir ganz sicher persönlich einverleiben. 🙂
Hab einen feinen Mittwoch,
moni
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Vorderfront des Schiffs = Bug, sehr richtig! *LOB* 😉 [Hinterfront übrigens Heck!]
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Am Bug gibt es den Löwen quasi als Galionsfigur (Bild: Vasamusset_2)
Figuren gibt es rund um das ganze Schiff, aber am Heck, also hinten tummeln sich besonders viele. (Bild:Vasamuseet_5)
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Feine Fotos hast du gemacht. – ganz toll.
Ich kenne sie ja in Natura. 🙂
Auch wenn ich an dem Tag nicht mit war.
P.S.
Wiki giebt ja vom Inhalt der Original Sprache in andere Sprachen IMMER nur eine Abkürzung .
https://sv.wikipedia.org/wiki/Regalskeppet_Vasa = schwedisch
https://de.wikipedia.org/wiki/Vasa_%28Schiff%29 = deutsch
Das ist fast immer bei allen ein ziemlicher Unterschied.
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Also egal um was es geht (bei der Wiki Wiedergabe)
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Du kannst ja wenn du es besser findest das P.S. inkl letzten Zeilen löschen…
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Danke für die beiden Links, liebe Elke.
(Ich muss verlinkte Kommentare immer manuell freischalten, weil hier sonst Schindluder mit Werbelinks getrieben wird. Das dauert immer ein bisschen.)
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Ich hatte mir fast so etwas gedacht liebe Britta.♥ Also kein Problem meinerseits. Denn so’n Schindluder will keiner.
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Liebe Frau Tonari, ich habe alle Kommentare gelesen. Was ich sonst nie tue.
Also der König war schuld.
Aber die Vasa ist schön wieder aufgebaut worden.
Die farbenprächtigen Figuren gehörten alle zur Vasa?
Toll!
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Die bunten Figuren waren an einer extra Wand angebracht. Ich denke, man hat Reproduktionen mit der möglichen Farbgebung versehen, damit der Besucher einen Eindruck von der imposanten, bunten Malerei bekommt.
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oh ja, kann ich mir auch vorstellen, denn die Farben wären längst verblichen.
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Ja, und die originalen Figuren zieren ja heute noch das Schiff 😉
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ok
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Pingback: mal so als extra :) | Gedankenkruemel
Der Wikipediaartikel ist wirklich aufschlussreich. Zum Beispiel ist die Vasa bei der Bergung ja noch einmal selbst geschwommen – auf eigenem Kiel ins Trockendock 🙂 Sehr interessant!
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@alle
Wisst Ihr was? Ich finde es so richtig, richtig klasse, welche Resonanz der Beitrag in den Kommentaren erfährt. Das ist prima und freut mich sehr. Es scheint, meine Museumsbegeisterung ist ein bisschen ansteckend.
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@Frau Hafensonne
„Ich glaube, in Rostock ist sowas auch mal passiert. Spektakuläres Absaufen direkt nach Stapellauf oder so. “
Meinst Du die „Georg Büchner“? Das Museumsschiff, das so rätselhaft bei der Verschrottungsüberfahrt nach Klaipeda in der polnischen Ostsee gesunken ist ?
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Nein – Georg Büchner war ich ja quasi mit dabei:
https://hafensonne.wordpress.com/2013/05/28/farewell-schorsch/
https://hafensonne.wordpress.com/2013/05/29/und-hier-im-bewegten-bild-good-bye-georg-buchner/
https://hafensonne.wordpress.com/2013/05/31/was-zu-erwarten-war-buchner-sinkt-vor-gdansk/
Ich meinte eher in der Zeit, als auf der Neptunwerft (noch in Rostock) sehr viele Stahlsegler gebaut wurden. Habe aber nichts gefunden bislang, daher ist es wohl eine falsche Erinnerung.
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Deine Begeisterung verstehe ich sehr gut!
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Und? Was hat die Menschheit aus dieser Geschichte gelernt? Nix. Deswegen purzelten ja beispielsweise auch die Starfighter immer wieder vom Himmel, dank zu viel an Bewaffnung. 😉
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Ach ja. Da sagst Du was.
Die Menschheit lernt ja leider auch aus anderen Dingen in der Geschichte nicht.
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Für mich bleibt die Quintessenz: Sobald die Kaufleute (oder Militärs) den Ingenieuren (oder Ärzten) vorschreiben, wie es zu laufen hat, geht es schief. Ist bei diversen Reedereien und in Krankenhäusern zu beobachten. (Schief gehen heißt nicht gleich Unglück, aber suboptimale Arbeitsbedingungen sind auch nicht geeignet, die Besten zu halten.)
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