Nach dem Frühstück verlassen wir Paihia. Wir genießen noch einmal die grandiose Aussicht und das selbst gebackene Brot unserer Gastgeber. Nichtahnend, dass das beste Brot ist, das uns in den kommenden Wochen in Neuseeland begegnen wird.
Das Reisebüro empfiehlt uns in den Begleitunterlagen mit 170 km und knapp 2,5 Stunden Reisezeit für heute eine relativ kurze Verbindungsstrecke zwischen Paihia und dem Waipoua Forest. Die Route geht uns a) zu schnell und b) werden wir so Cape Reinga ganz im Norden nicht sehen. Wir ändern also spontan den Plan. Später wird das noch zu ein wenig Stress führen…
Zunächst machen wir im nahe gelegenen Kerikeri einen kleinen Zwischenstopp. Im Reiseführer las ich von Rewa´s Village, das zu besuchen sich lohnt. Auf historischem Grund und mit authentischen Materialien wurde in den 1970er Jahren hier ein Fischerdorf der Maori nachgebildet. Wir finden das Museum mühelos. Noch staunen wir darüber, wie gut ausgeschildert die neuseeländischen Attraktionen und Points of Interest doch sind. Im Laufe der Reise wird es zur Normalität, die ich (dennoch) sehr, sehr schätze.
Außer uns ist kein Mensch im Freilichtmuseum unterwegs. Am Eingang steht eine Kasse des Vertrauens, denn auch Personal ist weit und breit nicht zu finden. Für den Besuch erwartet man eine Spende. Wir haben so gar keine Ahnung, was landesüblich ist und freuen uns daher, dass in unserem Reiseführer noch ein Hinweis auf früheres Eintrittsgeld zu finden ist. Ein kleiner Rundgang lässt uns durch das Maori-Dorf spazieren. Es stammt vermutlich aus der Zeit um 1800. Wir wundern uns über die wirklich flachen Hütten, die man oft nur kriechend betreten kann. Gut, dass zu jedem Ausstellungsstück eine kleine, erklärende Tafel gehört. Manchmal nämlich könnten wir nur raten… Der Häuptling und seine Familie bewohnen das größte Gebäude. Aber auch dieses ist im Innenraum extrem dunkel, da nahezu fensterlos. Komfort geht anders…
Auf dem Rückweg zum Parkplatz werfen wir aus der Ferne noch einen Blick auf den Stone Store, das älteste Steinhaus Neuseelands. Es wurde 1832-1835 als Lagerraum errichtet. Heute befindet sich ein Waffenmuseum darin. Das interessiert uns nicht besonders und so lassen wir es links liegen. Wir fahren frohgemut weiter in Richtung Norden.
Unterwegs – irgendwo im Nirgendwo zwischen Whakatane und Tauranga – pausieren wir ganz kurz. Genießen das wunderbar warme Wetter und den menschenleeren Strand. Das Wasser sieht einladend aus, ist allerdings popokalt.
Wir nähern uns Cape Reinga und damit dem nordwestlichsten Punkt der Nordinsel. Die Landschaft wird karger. Sanddünen tauchen auf. Man kann auf ihnen nach unten surfen. Dafür aber bleibt uns keine Zeit.
Dann erreichen wir den Parkplatz. Von dort bis zum berühmten Leuchtturm sind ein paar Meter zu laufen. Von einer halben Stunde hin und zurück ist die Rede. Wir trödeln und brauchen die doppelte Zeit. Das also ist der Punkt, der in keiner Hochglanzbroschüre Neuseelands fehlt und der für die Maoris ein magischer Ort ist. Te Rerenga Waiura nennen sie ihn. Der Platz, an dem der Geist in die Unterwelt abtaucht. Wikipedia spricht vom Absprungplatz der Geister. Ich finde die andere Beschreibung prosaischer. Die Seelen der Verstorbenen sollen von hier aus auf ihre letzte Reise in die Urheimat Hawaiki gehen. Wie auch immer. Am „Meeting Point“ treffen der Pazifik und die Tasmanische See aufeinander. Bei stürmischem Wetter sicherlich eindrucksvoller als heute. Dennoch ist der Punkt gut zu erkennen. Auch der 10 Meter hohe Leuchtturm gefällt mir richtig gut. Er wurde im Mai 1941 in Betrieb genommen und hatte bis 1987 einen Leuchtturmwärter. Danach wurde er automatisiert. Der Turm, nicht der Wärter. (Später auf der Reise lernen wir zufällig auch noch die Tochter des Leuchtturmwärters kennen.)
Auf dem Rückweg vom Cap locke ich den besten Mietwagenfahrer von allen an den Ninety Miles Beach. Der Name täuscht allerdings. Er ist nämlich nur 90 Kilometer lang. Man kann, wenn man will, bei Ebbe den Strand befahren. Wir brauchen das nicht, wollen aber neugierigerweise einen Blick werfen und lassen das Auto gleich hinter den Dünen stehen. , Ich fühle mich an die dänische Nordseeküste erinnert 😉 Von der Möglichkeit einer Strandsafari machen andere rege Gebrauch. Wir kehren zur Hauptstraße zurück. Der Abstecher jedoch kostet einiges an Zeit, denn die Zufahrt über eine unbefestigte Stichstraße lässt nur ein langsames Fahren zu.
Erst jetzt beschäftige ich mich mit der Streckenführung des letzten Abschnittes unserer Tagestour. Und erstarre. Ich hatte bisher übersehen, dass die kürzeste Verbindung nur mit Hilfe einer Fähre zu überbrücken ist. Oh! Natürlich habe ich damit gestern auch nicht im lahmen Internet nach einem Fahrplan geguckt oder gar gecheckt, ob sie im Moment überhaupt in Betrieb ist. Zart deute ich dem Herrn des Lenkrades an, dass ein nicht unbeträchtlicher Umweg auf uns wartet, wenn wir die Fähre nicht nutzen können. 49 km oder 124 km – eine oder zwei Stunden bis zur Lodge – das ist hier die Frage. Er nimmt es urlaubsgelassen, fährt aber ab sofort wie der Tasmanische Teufel. In zahlreichen Kurvenfahrten bricht mir auf dem Beifahrersitz dabei schon mal der Gleichgewichtssinn zusammen 😉 Kurz nach 19 Uhr erreichen wir den Anleger und … sehen die Rücklichter des Schiffes. Ich springe aus dem Auto und studiere ein bisschen aufgeregt den Fahrplan. Puh! Eine ganze Steinlawine rollt vom Herzen der Frau Tonari, denn um 20 Uhr fährt die nächste und erst diese wird die letzte für heute sein.
Noch allerdings ist außer uns niemand am Anleger in Kohukohu. Ich hoffe, die Abfahrtszeiten sind aktuell, bin aber erst beruhigt als hinter uns auch Einheimische halten. Dann kommt die Hokianga Vehicle Ferry. Ich denke an Frau Hafensonne, die Fähren mag und schieße schnell ein Foto. Dann schippern wir für 20 plus 2 NZ$ mit gemütlichen 16 km/h eine Viertelstunde über den Fluss in einen unspektakulären Sonnenuntergang.
Die Beschreibung des Reiseveranstalters lässt uns grübeln. Ob wir das wohl finden werden?
Hinter Omapere führt die Straße kurvenreich geradewegs in die eindrucksvolle Welt der subtropischen Regenwälder. Wenn Sie Waipoa Forrest verlassen, erreichen Sie die Waipoua Lodge nach ca. 2 km (48 km vor Dargaville) auf der linken Seite in einer Linkskurve – gegenüber befindet sich der Parkplatz von einem Souvernirladen, in dem Kauri- Harz verkauft wird.
Die kurvenreichen Wälder sind in der Dämmerung eine Herausforderung für den Fahrer und auch ein bisschen gespenstisch. Außer uns ist niemand unterwegs. Und die Straßen sind mit gefühlt Dutzenden kleiner Tierleichen gepflastert. Es ist schon ziemlich dunkel als wir in der Lodge (www.waipoualodge.co.nz) nahe des Waipoua Forests ankommen. Inzwischen ist dichter Nebel aufgezogen. Zum Glück hat der „Herbergsvater“ die Außenscheinwerfer angestellt und lässt diese in die Wolken strahlen. Wie ein Leuchtturm. Und perfekt für uns, um das Anwesen zu finden und hier für zwei Nächte vor Anker zu gehen.
Noch ein bisschen Smalltalk mit den Gastgebern, dann fallen wir ins Bett.
(07.12.2014)
Du schilderst das so schön. Ich bin wieder richtig mitgereist und habe mitgefiebert, ob noch eine Fähre geht. Danke für den Bericht.
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Was glaubst du, wie ich während der kurvenreichen Fahrt die Daumen heimlich unter der Straßenkarte gedrückt habe. 😉
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Was für eine wunderbare Landschaft und ein toller Reisebericht von diesem schönen Land.
Ich habe deine Steinlawine förmlich fallen hören und ein Glück, dass die Fähre noch fuhr.
Der Leuchtturm ist klasse, wie könnte es auch anders sein bei mir : *grins*
Liebe Grüße von mir 🙂
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Mindestens einen Leuchtturm habe ich dann noch für Dich. Auf der Südinsel.
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Danke für deinen schönen Reisebericht. So komme ich doch auch mal nach Neuseeland… Liebe Grüße von Rana
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Bleib dran. Fortsetzung folgt …
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Wunderschöner Reisebericht mit supertollen Fotos. Das war für mich wie eine kleine Reise in das ferne Land, in das ich vielleicht (?) eines Tages auch noch einmal reisen werde. Vielen lieben Dank fürs Mitnehmen Leonie
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Für einen Wanderfreak wie Dich ist das Land ja schon fast ein Muss, oder?
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Da ich Lasko nicht wieder so lange allein lassen will, verzichte ich zurzeit auf Fernreisen. Später vielleicht gerne.
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Was für wahnsinnstolle Bilder. Schon die Namen wecken Sehnsüchte – bitte mehr!
Liebe Grüße
Elke
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Ich gebe mir Mühe. Aber die Texte und die Bildauswahl brauchen so ihre Zeit neben dem Job. Reiseblogger müsste man sein und davon leben können.
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Deine Reiseberichte sind immer Sahne !!
und die Fotos dazu…hach…
Ich bin hin und weg, danke dir ganz besonders fürs mitnehmen..
denn ich befürchte das ich das nie real sehen werde..
Desto feiner ist es mit/bei dir/euch virtuell mitreisen zu dürfen..
danke..
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Naja, schöne Bilder sieht man in Reportagen im Fernsehen bestimmt mehr und bessere.
Aber Frau Tonari muss ja immer mal einen besonderen Spannungsbogen haben, nicht wahr?
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Oh, bedankt! Und jetzt kommt, was kommen muss: FÄHRE ❤ ❤ ❤ Und ich habe einen guten, sogar einen SEHR guten Grund dafür, Fähren zu lieben! 😀 Aber Ihr seid natürlich nicht mit "gemütlichen" 16 km/h, sondern mit durchaus stattlichen ca. 10 Knoten über den See geschippert! Danke für die schönen Bilder!
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Hihi, und ich dachte schon, Du rügst mich wegen des Wortes „schippern.“ 😉
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Ach Quatsch. Schippern ist vollkommen in Ordnung! 🙂
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Aber „Rücklichter“?? Tststs…
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Backbordlichter?
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Im Zweifel Positionslampen oder kurz Posis.
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Schön hast du das zusammengestellt, liebe Tonari. Auch ich war nun mal auf Schnupperkurs in Neuseeland und ich finde es sehr schön dort.
Bin gespannt auf mehr…..
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Das Land ist faszinierend. Schade, dass es nicht gleich nebenan ist…
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Dann wärst du der permanente Grenzgänger 😆 .
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Tja, andere aber auch. Und dann würde dort vermutlich auch Fred Ballermanntouri zugegen sein. Nee, das will ich dann doch nicht.
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Das sind immer super Reiseberichte bei dir liebe Tonari! 🙂
Und ich habe mit dir gezittert, dass noch eine Fähre geht. Puhhh, Glück gehabt.
Liebe Grüße
Ute
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Danke. Ich war heilfroh, dass wir das geschafft haben. Ehrlich gesagt, hatte ich den Kanal voll, was die Kurvenfahrten für diesen Tag betrafen. Der Umweg wäre echt ´ne Strafe gewesen.
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Ja die Kurven… kenne ich und ich muss für solche Fahrten immer entsprechendes „Doping“ an Board haben… 😉
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Wow… was für ein toller Bericht… und mir ging es wie den anderen: „schaffen sie es????“ – klasse… Bilder und Text ein Genuß!
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Willkommen hier.
Und ja, so soll es sein. Ein kleiner Spannungsbogen, aufgebaut hinterm Lenkrad, auf dem Beifahrersitz und in Bloghausen. 😉
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Wunderbar – ich komme wieder! Keine Frage…und bei Gelegenheit würde mich interessieren, woher (über wen) Du mich gefunden hast *lach* – so ganz ohne Navi??
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Deine Antwort auf dem Gazellenpfad hat mich angelockt. 😉
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Alles klar… 😀 – bis zur Gazelle ist es bei mir noch ein weiter weg… aber ich optimistisch… LG und einen schönen Tag!
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Ja, was wäre so ein Roadtrip ohne ein bisschen Abenteuer. Ich habe richtig mitgefiebert. Diese Landspitze finde ich super. Stimmt, ist irgendwie wie in Dänemark. Den Leuchtturm mag ich auch sehr; er ist so schön knubbelig. Liebe Grüße. 🙂
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So eine selbstgeführte Rundreise ist immer ein bisschen Abenteuer, auch wenn man gut vororganisiert. Aber so soll es dann ja auch sein…
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Manches erinnert mich an die Bereichte meines Sohnes, als er für ein halbes Jahr in Neuseeland war.Er ist damals auf diesen Dünen gesurft.
Grüßle Bellana
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Unser Töchterlein surfte auch. Aber sie hatte mehr Zeit und Muße. Und in einem Campervan deutlich mehr Freiheit… Wir mussten abends ankommen.
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ein wunderschoener Reisebericht in eine Ecke, die wir nciht besucht hatten. Danke fuers mitnehmen, mitfiebern fuer die Faefre und mitfreuen an der Landschaft
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Oh, welch schöne fremde Welt 🙂 Was es doch für herrliche Eckchen auf der Erde gibt.
Es hat echt Spaß gemacht, Dich zu begleiten.
Liebe Grüße von der Silberdistel
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Wunderschön. Möchte sofort hin beamen.
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Na das macht mich aber froh, dass es auch andere gibt, die etwas unbedarft kleine Abtsecher machen 😀
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Im Nachgang war ich auch ein bisschen erschrocken, was ich dem armen Herrn Tonari da zugemutet habe.
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Ich habe einen Schreck bekommen, als ich auf der Landkarte die Strecke sah, die Ihr an einem Tag abfahren wolltet.
Entweder sind die Straßen inzwischen wesentlich besser, ansonsten haben wir damals für so eine Strecke zwei oder sogar drei Tage gebraucht.
Wir sind von Russel bis Waipapakauri in einem Tag gefahren (dort beginnt die Ninety-Mile-Beach).
Cape Reinga haben wir auslassen müssen, es geht nicht alles in vier Wochen. und von Waipapakauri wollten wir bis Auckland zurückfahren, haben wir aber nicht geschafft, wir hatten uns auch sehr lange im Kauri Wald bei „Tane Mahuta“ aufgehalten.
Ich erlebe alles wieder wenn ich Deinen Bericht lese.
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Die Tour war schon ziemlich anspruchsvoll. Aber der Mietwagen hatte genug Pferdestärken unter der Haube und der beste Linksfahrer von allen hat sich zum Meister der Kurvenfahrten entwickelt.
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Wunderbar schöne Bilder und ein spannendes Abenteuer. Danke fürs Mitnehmen! ♥
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Weltallerbeste Tonari, herzlichen Dank für den Hinweis auf die traumhaft schönen Bilder…. da fühle ich mich direkt nach Neuseeland gebeamt. Und das kann kaum passender kommen, als gerade jetzt: DANKE!
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