In der vergangenen Woche las ich in vielen Kommentaren das Wörtchen „Gullydeckel“. Prompt kommt dann heute auch einer, der diesen Namen wirklich verdient hat: der Straßenablauf für Regenwasser.
Dieser hier schaut zwar auf den ersten Blick aus wie ein normaler Gully, ist aber keiner, denn er gehört zum Klangkunstwerk „Unterton“. Auf der südlichen Seite des Martin-Gropius-Baus in Berlin kommen nämlich seit Januar 2012 Töne aus dem Untergrund, genauer gesagt aus acht radial angeordneten Straßenabläufen. Ausgelöst werden sie durch Personen, die über den Platz gehen. Nicht etwa über den Tritt auf bestimmte Pflastersteine, wie ich zunächst vermutete, sondern quasi über Bewegungsmelder. Magnethämmer klopfen dann gegen die gusseisernen Abdeckungen und erzeugen so bestimmte Klangbilder. Es war interessant und teilweise sehr lustig zu beobachten, wie irritiert manche Menschen auf die Geräusche reagieren und dann versuchen, der Ursache auf den Grund zu gehen. Stutzen, verwundert stehen bleiben, sich umdrehen, bücken und ungläubig in den Gully gucken, kleine Kriegstänze um ihn herum ausführen, um den Ton noch einmal zu hören, den Kopf schütteln, es nicht glauben können… alles dabei. Herrlich.
Eine kreisrunde und interessante Form, die kein Straßenablauf ist, einem Schachtdeckel ähnelt und sich dann aber als Spendenbüchse entpuppt, gibt es seit 2007 in Bremen. Dort kann man auf dem Marktplatz in einen bronzenen Deckel Geld einwerfen und bekommt zum Dank die Stadtmusikanten zu hören. Die so „eingespielten“ Münzen kommen vermutlich aus aller Herren Länder und dann der Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe zu Gute, um damit soziale Projekte in der Hansestadt zu unterstützen.
Und weil ich gestern in Bremen war, habe ich natürlich auch Geld versenkt und ein brandaktuelles Foto vom Bremer Loch für die Story-Pics gemacht. Das Krähen, Maunzen, Knurren und das laute IA kann ich leider nicht per Bild übertragen. Ich kann nicht mal beschreiben, wie es klang, denn auf meinen eingeworfenen Euro hat das „Spendenloch“ mit tiefem Schweigen reagiert.
KREIH NICH (Kräh nicht) JAUL NICH (Jaule nicht) KNURR NICH (Knurre nicht)
SEGG I AAH (Sag IA) DOH WAT RIN (Tue was rein)
IN´T BREMER LOCH (ins Bremer Loch)
Bisher erschienene Worte:
Wasserhahn, Trinkwasser, Hydrant, Rohr(e), Brunnen, Wasserturm, Wasserzähler, Wasserflasche, Schacht, Baustelle, fließen, Wasserfilter, Eimerkette, pumpen,
Wasser marsch!, waschen, sprudeln, Tropfen, nass, Wasserwerk, Trinkbrunnen, Regen, feucht, gießen, trinken, Talsperre, Kanalisation, Schachtdeckel, Straßenablauf
Was soll das?
Bei Sandra startete im Januar ein tolles Blogexperiment. Wie es funktioniert und was dabei die Aufgabe der TeilnehmerInnen ist, erklärt sie auf ihrer Seite selbst am besten. Seither habe ich jeweils sonntags mindestens ein Foto gezeigt, das mein gewähltes Wort symbolisiert. Dafür gibt es nicht nur eine 5-Cent-Spende an die Adra-Stiftung, sondern am Ende des Jahres eine ganz persönliche Geschichte, die aus meinen bildgewordenene Wörtern geschrieben wird. Eine klasse Idee, die mitzumachen mich reizt(e). Die Teilnehmerliste ist -> hier <- zu finden.
Hey, in Berlin erklingen also Töne aus dem Untergrund, wie schön.
Das vom Bremer Loch habe ich schon gesehen auf 2 Blogs.
Wie begeistert z.B. Kinder daran hockend lauschen.
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Das Bremer Loch glänzte mit Schweigsamkeit. Blöd für mich.
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Ja, hab ich gelesen, richtig schade, so ein Pech aber auch, zumal du es gefüttert hast.
Undank ist der Welten Lohn….
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Also was es so gibt. Es ist immer wieder interessant welche kleinen oder auch größeren Besonderheiten es in den verschiedenen Städten gibt.
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Ich glaube, man kann überall Besonderheiten entdecken, wenn man offenen Auges unterwegs ist.
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WOW! Was für eine wundervolle Idee! Ist das eine dauerhafte Aktion? Dann habe ich umsomehr Grund wieder einmal Berliner Boden zu betreten. Vielen Dank für diese wertvolle Info, liebe Frau Tonari!
Einen guten Wochenstart
und liebe Grüße
Anne
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Beides scheinen dauerhafte Aktionen. Und Berlin ist sowieso immer eine Reise wert 😉
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Genau, Berlin immer 🙂
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Hallo Frau Tonari,
wenn sie schon keine netten Hotels haben (wegen des W-Lans) so doch wenigstens super hübsche Ideen an Spendengelder zu kommen. Gefällt mir fast besser als die berühmtesten Viechlein der Stadt, die ihre Zeit als Musikanten verdingen 😉 Bei uns ist und bleibt ein Gully wohl ein Gully. Wo bleibt die Kreativität in dieser Sache in Hessen?
Liebe Grüße
Sandra
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Ach, das Hotel war schon okay, aber das Internet leider so, dass mein Netbook nicht ansprang. Schade, denn so konnte ich nicht pünktlich wie gewohnt meinen Beitrag on stellen.
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Liebe Frau Tonari,
was für eine Idee, Klänge aus dem Untergrund! Mir gefällt, wenn die Menschen darauf reagieren und zumindest versuchen das Wieso, Warum, Woher zu ergründen. Immerhin gehen diese Zeitgenossen dann nicht unaufmerksam durch Berlin! 😉
Schade finde ich, wenn eine so gute Spendenidee nicht wirklich gepflegt wird. Das ist traurig!!!
Liebe Grüße und angenehmen Restmontag
moni
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Tja, ich war auch ein wenig traurig. Vor allem, weil ich Euch so gerne aus erster Hand beschrieben hätte, was da genau zu hören war.
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Gute Idee vielleicht einen Spenden-Deckel für die vielen Wasser-Rohrbrüche in den Berliner Strassen oder eine BER-Deckel…..
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Ich bin für einen BER-Spendenpfuhl 😉
(So viele Rohrschäden hat Berlin überhaupt nicht, gemessen an anderen Städten.)
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Wie? Deine Spende wurde nicht gewürdigt?
Weder haben wir die Töne in Bremen noch die in Berlin gehört. Grund genug sowohl in die eine als auch nochmal in die andere Stadt zu fahren …
Und Berlin würde so ein Spendengully sehr gut tun. So direkt vor dem neuen Flughafen 😉
Sei lieb gegrüßt, Anette
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Die Spende verschwand ohne jegliche versprochene Gegenleistung 😦 Einen zweiten Versuch, den Spendenpfuhl zum Klingen zu bringen, habe ich dann unterlassen.
Leider bringt ein Spendengully vor dem BER nüscht. Der ist zu weit am A…. der Welt.
Aber einer auf dem Alexanderplatzt, der dann singt, dass die Freiheit über den Wolken wohl grenzenlos sein muss, der hätte echt eine Chance auf Dutzende von Lachgroschen.
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Das ist ja lustig mit diesen Tönen. Wenn ich mal wieder in Berlin bin, sehe, bzw. höre ich mir das an!
LG
Sabienes
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Vielleicht war 1,00 € zu viel oder zu wenig und es hat ihm die Sprache verschlagen?
Ich finde es großartig, auf welche Ideen die Stadtväter kommen und da ich so etwas von unserer Stadt (dafür ist sie vielleicht zu klein?) nicht kenne, wäre auch ich mächtig irritiert gewesen und hätte zu ergründen versucht, wie und wo es am besten klingt.
Muss mal googeln, ob es diese musikalischen Gullys wenigstens in Frankfurt/Main gibt.
Danke für diese tollen Infos!
LG Ingrid
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Das Klangkunstwerk in Berlin muss ich mir unbedingt mal ansehen. Zum Schweigen in Bremen sag ich mal auch nichts. Vielleicht reicht 1 € nicht.
LG Iris
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das ist ja echt toll, bewegungsmelder die unterirdisch töne auslösen! das würde ich gerne mal sehen und hören! das wäre eigentlich auch eine super idee für (nicht nur) meine obstbäume, wenn die vögel das obst wegfressen….das müßte doch auch oberirdisch funktionieren. ich werd mal gugeln 😉 viele grüße
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Ich muss ja auch sagen echt klasse, hier habe ich solche Sachen noch nie gesehen
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Töne sind sicher angenehmer als die tanzenden Kanaldeckel wie in den letzten Tagen bei den Unwettern in NRW, wenn die Kanäle die Wassermassen nicht mehr verkraften..
Grüßle Bellana
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Was es alles gibt, unterirdische Klangkunstwerke und Kanaldeckel mit Geldschlitz – super, was du uns alles zeigst.
LG Romy
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